Grönland Expedition Inlandeis 2011

Abschlussbericht

Am 2. April brechen Thomas Raach und Klaus Jeckel in die Abgeschiedenheit und Menschenleere des Grönländischen Inlandeises auf. Im Westen, von Kangerlussuaq aus, starten sie zum Punkt 660, wo sie die Eisdecke betreten. Vorbei an unzähligen Spalten, Abbrüchen und Eishügeln suchen sie sich ihren Weg hinauf auf das endlos wirkende Inlandeis. Nach zwölf Tagen Sonnenschein, White-out und Schneetreiben erreichen sie bei extremer Kälte die verlassene Radarstation DYE-2 auf 2165m Höhe, wo die Expedition plötzlich gestoppt wird.

Grönlanddurchquerung
Die Expedition beginnt
© Thomas Raach

Vorbei an gefrorenen Flussläufen & Gletscherspalten

Bei strahlendem Sonnenschein und stabiler Wetterlage arbeiten sich Thomas Raach (45 Jahre) und Klaus Jeckel (46 Jahre) durch das Spalten- und Hügellabyrinth der westlichen Randzone. Nördlich des Russel Gletscherabbruchs folgen sie drei Tage lang gefrorenen Flussläufen, überqueren mit Hilfe von Seilen blauschimmernde Eisabbrüche und balancieren an beeindruckenden Gletscherspalten entlang. Dabei kommen sie trotz der –30°C mächtig ins Schwitzen.

Mühseliges Vorrankommen & herrliche Sonnenuntergänge

Ihr Zelt bauen die beiden auf windverblasenen Schneeflächen auf. Herrliche Sonnenuntergänge und endlose Blicke über das gefrorene Eismeer lassen vergessen, dass sie die rund 75kg schweren Pulkas am nächsten Morgen wieder durch den extrem stumpfen Schnee weiter bergauf ziehen müssen. Nach drei Tagen mühseligen Vorrankommens ist die Abbruchzone endlich überwunden und nun breitet sich vor den beiden Abenteurern eine weiße Wüste bis zum Horizont aus. Soweit das Auge reicht liegt eine glitzernde Ebene vor ihnen, die eher an ein gefrorenes Meer erinnert. Bei blauem Himmel und strahlenden Sonnenschein beträgt die Sichtweite über 100km, bei Nebel keine 50m. Zudem verschwindet im White-out selbst der Horizont.

Grönlanddurchquerung
Im White-out verschwindet der Horizont
© Thomas Raach

Die Natur bestimmt!

Auf dem Inlandeis scheint die Uhrzeit keine Rolle mehr zu spielen. Der Tagesablauf wird von der Natur bestimmt. Sobald der Wind es zulässt wird das Camp am Morgen abgebaut. Rechtzeitig vor Sonnenuntergang wird es wieder aufgeschlagen, um die verbleibenden Sonnenstrahlen noch ausnutzen zu können, um die Daunenschlafsäcke und Bekleidung zu trocknen. Bis zu acht Stunden am Tag, mit wegen der großen Kälte nur fünf-minütigen Trinkpausen, ziehen sie ihre Spur durch die Monotonie der Weite.

Im Detail entpuppt sich jedoch die gleichförmige Ebene als äußerst abwechslungsreich. Unterschiedliche Schnee- und Eisformationen werden überquert. Der Himmel verändert sein Blau je nach Lichteinfluss der Sonne und auch die eigenen Gedanken nutzen den Freiraum, den ihnen die unendliche Weite der Landschaft eröffnet. So wird das Gehen auf den Skiern zu einem meditativen Dahinschreiten. Selbst die umgebende Stille wird durch unterschiedlichste Knirsch-Geräusche des Schnees unterbrochen.

Grönlanddurchquerung
Erfrierungen bei -40°C erlitten
© Thomas Raach

Thomas Raach erleidet Erfrierungen an den Fingern

Am Abend des zehnten Tages erblicken Thomas Raach und Klaus Jeckel die noch 42 km entfernte Silhouette der verlassenen amerikanischen Radarstation DYE-2. Für die nächsten zwei Tage versinkt sie allerdings wieder im Nebel. Erst wenige 100m vor dem Erreichen des Gebäudes brechen die Wolken auf. Die riesige Kuppel ist wieder sichtbar und steht wie ein Mahnmal vor ihnen. Am letzten Tag erleidet Thomas Raach bei der feuchten Kälte bei Temperaturen bis zu -40°C Erfrierungen an den Fingerkuppen beider Hände. Auch Klaus Jeckel muß den Belastungen und der Kälte Tribut zollen, sein Meniskus im linken Knie meldet sich schmerzhaft. Zum Glück befindet sich in unmittelbarer Nähe ein Trainingscamp des US-Militärs, in dem die beiden sich aufwärmen und auf Ihre Evakuierung warten können.

Temperatur von -44,78°C

Auf dem Inlandeis war es im April 2011 ungewöhnlich kalt. In ihrer letzten Nacht auf dem Eis am 15. April 2011 zeichnete die Wetterstation auf DYE-2 eine Temperatur von -44,78°C auf!

Grönlanddurchquerung
© Thomas Raach

Fazit

Die Eiswüste des Grönländischen Inlandeises war nicht so monoton wie es auf den ersten Blick erschien.

Die zwölf Tage im ewigen Eis führten Thomas Raach und Klaus Jeckel in eine vielfältige und einzigartige Landschaft.

Die endlose Weite und der dadurch mögliche Blick aufs Detail eröffneten ungeahnte Einblicke und Erlebnisse.

Trotz intensiver Vorbereitung zeigte es sich, daß unter solchen lebensfeindlichen Umgebungsbedingungen die kleinste Nachlässigkeit weitreichende Konsequenzen zur Folge hat.

www.expedition.langlauf.com.

Quelle

Thomas Raach - Langlauf.company
Ramsau 5
83670Bad Heilbrunn

Tel.: +498046188 032

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