Gletscher-Ehe zwischen Sölden und Pitztal

Verfahren zum Zusammenschluss vertagt

Im Januar sollte eigentlich das Genehmigungsverfahren für das Mega-Projekt zum Zusammenschluss der beiden Skigebiete Pitztaler Gletscher und Sölden beginnen. Auf Antrag der Projektbetreiber wurde dies nun aber verschoben. Wir geben einen Überblick über die Hintergründe des Projekts und den aktuellen Stand!

Geplant ist ein Zusammenschluss über Gletschergebiet zwischen den Pitztaler und den Ötztaler Gletscherbahnen. Für 131,6 Millionen Euro sollen drei Seilbahnen, 64 Hektar Pisten, ein Skitunnel und ein Speicherteich entstehen.

Die geplanten Maßnahmen im Überblick

  • Neue 3S-Seilbahn Fernerkogl I als Zubringer aus dem Pitztal zum neuen Zentrum bei der Braunschweiger Hütte
  • Neue 10er-Kabinenbahnen Fernerkogel II und II als Verbindung zum Tiefenbachgletscher in Sölden
  • Neue 10er-Kabinenbahn Grabkogl Ost und West als Verbindung zwischen den bisherigen Anlagen am Pitztaler Gletscher und dem neuen Zentrum
  • 614 m langer Skitunnel zwischen Ötztal und Pitztal
  • 58 ha neue Pisten, darunter zwei rote und eine schwarze Piste
  • Speicherteich mit 100.800 m³ Volumen

Der größte Teil der geplanten Gebäude soll unterirdisch angelegt werden und sich so gut in die Landschaft einfügen.

Situation Pitztal und Sölden
Hier soll die Verbindung entstehen: Pitztaler Gletscher (links) und Sölden (rechts) ©  ecMAPS, Kartendaten: green-solutions und OpenStreetMap contributors

Warum wollen sich die Skigebiete zusammenschließen?

Für die Befürworter des Projekts ist ein Zusammenschluss der Skigebiete wichtig, da die Größe eines Gebiets für viele Skifahrer das wichtigste Argument für die Wahl des Urlaubsziels sei. Nach dem Zusammenschluss würde ein Mega-Gebiet mit 752 ha Pisten entstehen. Ein weiteres wichtiges Argument ist die Schneesicherheit in Zeiten von Klimawandel und steigenden Temperaturen: Da im neuen Skigebiet die Pisten erst bei 2.500 m Höhe beginnen, wäre der Skibetrieb auch für die kommenden Jahrzehnten sichergestellt.

Ein möglicher Zusammenschluss gilt außerdem als Chance für die wirtschaftliche Entwicklung des Pitztals: Das Alpental leidet seit einigen Jahren unter sinkenden Übernachtungszahlen, Abwanderung und hoher Arbeitslosigkeit. Durch das attraktive, neue Skigebiet erhoffen sich die Befürworter eine Wirtschaftsförderung für die Region.

Blick auf die Schwarze Schneid in Sölden
Im Bereich der Schwarzen Schneid wird die Verbindung in Sölden geplant © Ötztal Tourismus

Wieso wurde das Genehmigungsverfahren jetzt vertagt?

Beantragt wurde die Vertagung von den Projektbetreibern. Grund dafür sind neue Besichtigungen vor Ort, die erst in der schneefreien Zeit - also ab Frühjahr - durchgeführt werden können. Damit reagieren die Planer wahrscheinlich auf die negativen Beurteilungen im Umweltverträglichkeitsgutachten. Darin waren unter anderem die Auswirkungen auf das landschaftliche Bild und die Lärmentwicklung während der Bauphase kritisiert worden. Auf diese Punkte wollen die Betreiber nun reagieren, dazu sind die neuerlichen Besichtigungen nötig. Grundsätzlich soll an der Verschmelzung der beiden Skigebiete aber festgehalten werden.

Von verschiedenen Seiten gibt es Kritik an der Gletscherverbindung

Das Projekt ist schon seit Beginn der Planung umstritten, so äußerten beispielsweise der Österreichische Alpenverein und der WWF immer wieder Kritik an dem Eingriff in die Natur. Aber auch von Anwohnern gibt es Bedenken, diese befürchten beispielsweise eine Zunahme des Verkehrs auf den bereits überlasteten Straßen in den engen Tälern. Bei einer Unterschriftensammlung mit dem Titel “Nein zur Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal” haben sich bereits knapp 160.000 Personen beteiligt.